Hallen-DM Leipzig 2020: Vorschau Männer
60 Meter
Alle jagen Julian Reus
Dreimal war Julian Reus auf der kurzen Sprintstrecke schon Deutscher Hallenmeister, die Premiere feierte er 2013. Sieben Jahre später ist er wieder der Gejagte: 6,60 Sekunden hat der 31-Jährige vorgelegt, zu dieser Zeit fehlt der Konkurrenz in diesem Jahr noch ein Stück. Aber die jungen Herausforderer, die allesamt acht oder mehr Jahre jünger sind als der Deutsche Hallenrekordler, sind schon in Lauerstellung. Zum Beispiel Philipp Corucle (VfB Stuttgart; 6,64 sec), Aleksandar Askovic (LG Augsburg; 6,65 sec) oder Joshua Hartmann (ASV Köln; 6,66 sec). Auch der Deutsche Jugend-Hallenmeister Fabian Olbert (LG Stadtwerke München) hat einen Angriff auf das DM-Podium angekündigt. Nur zusehen wird Titelverteidiger Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar), der nach einer Erkrankung am Pfeifferschen Drüsenfieber im Vorjahr noch Trainingsrückstand und die Hallensaison bereits beendet hat.
Titelverteidiger: Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar; 6,59 sec)
Jahresbester: Julian Reus (LAC Erfurt TopTeam; 6,60 sec)
200 Meter
Heimsieg, Viererpack oder Titelverteidigung?
Über 200 Meter haben die deutschen Sprinter bisher noch nicht alle Karten aufgedeckt: Weder Titelverteidiger Patrick Domogala (MTG Mannheim) noch der dreimalige Deutsche Hallenmeister Robin Erewa (TV Wattenscheid 01) sind auf der Hallenrunde bisher in Aktion getreten. Gehen sie bei ihrem Debüt topfit an den Start, ist immer mit ihnen zu rechnen. So sind die Blicke aber zunächst auf einen Lokalmatadoren gerichtet: Felix Straub hat Anfang Februar bei einem Test in der Quarterback Immobilien Arena in 21,07 Sekunden die deutsche Jahresbestzeit aufgestellt. „Ich weiß, dass ich gut drauf bin und das Ding rocken kann. Mit den Vorleistungen male ich mir schon eine Podestplatzierung aus“, erklärt der Sprinter vom SC DHfK Leipzig. Für seinen ersten Titel wird er sich wohl noch steigern müssen, denn diese Zeit hat zuletzt 2013 zum Sieg gereicht. Für eine Überraschung könnten die jungen Hamburger Owen Ansah (21,25 sec) und Lucas Ansah-Peprah (21.35 sec) sorgen, die größte Routine bringt Aleixo-Platini Menga aus Leverkusen mit, der 2012 den Titel holte.
Titelverteidiger: Patrick Domogala (MTG Mannheim; 20,77 sec)
Jahresbester: Felix Straub (SC DHfK Leipzig; 21,07 sec)
1.500 Meter
Titelfight auf hohem Niveau
Dieser Wettbewerb verspricht Hochspannung auf Top-Niveau: Gleich drei Athleten haben in diesem Winter an der Marke von 3:40 Minuten gekratzt, die für die Teilnahme an der abgesagten Hallen-WM in Nanjing (China) gefordert gewesen wäre. Ein weiterer Läufer konnte sie sogar knapp unterbieten: Titelverteidiger Marius Probst (TV Wattenscheid 01). Wenn Mohamed Mohumed (LG Olympia Dortmund) und Maximilian Thorwirth (SFD Düsseldorf 75 Süd) ihre starke Form bis Leipzig konservieren konnten, wenn sich Timo Benitz (LG farbtex Nordschwarzwald) bekannt spurtstark in aussichtsreicher Position hält und wenn Karl Bebendorf (Dresdner SC 1898) das Überraschungsmoment wie schon zuvor auf seiner Seite hat, dann könnte es im Finale zu einem engen Showdown im Kampf um die Medaillen kommen. Zwei Unbekannte spielen eine Rolle: Die Form des dreimaligen Deutschen Hallenmeisters Homiyu Tesfaye (LG Eintracht Frankfurt) und die Frage, welcher Läufer vielleicht doch den 3.000 Metern den Vorzug gibt.
Titelverteidiger: Marius Probst (3:42,38 min)
Jahresbester: Marius Probst (TV Wattenscheid 01; 3:39,70 min)
3.000 Meter
Duell um die Hallenkrone?
Im Vorjahr hatte sich der Deutsch-Amerikaner Sam Parsons (LG Eintracht Frankfurt) mit einem Sieg in der Heimat seiner Mutter vorgestellt, für die er anschließend zweimal international am Start war. In diesem Jahr reist er nicht über den großen Teich zur Hallen-DM. Somit ist die Ausgangslage zumindest auf dem Papier klar: Fast zeitgleich mit Zeiten von 7:50 Minuten führen der Aufsteiger der Hallensaison Maximilian Thorwirth und Marcel Fehr (LG Filstal) die Meldelisten an. Sie lieferten sich schon in Karlsruhe ein enges Duell, bei dem Routinier Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg) Ende Januar nicht ganz mithalten konnte. Seine Erfahrung könnte ihm in einem taktischen Meisterschaftsrennen aber dennoch zu einem Platz ganz vorne verhelfen. Karsten Meier (LG Braunschweig) hat bereits eine DM-Goldmedaille im Halbmarathon im Schrank hängen. Dass er auch auf der kurzen Strecke gut in Form ist, bewies er zuletzt in Schweden in 8:02,45 Minuten.
Titelverteidiger: Sam Parsons (LG Eintracht Frankfurt; 7:53,71 min)
Jahresbester: Maximilian Thorwirth (SFD Düsseldorf 75 Süd; 7:50,61 min)
60 Meter Hürden
Gregor Traber gegen Erik Balnuweit
Neunmal in Folge hieß der Deutsche Hallenmeister über 60 Meter Hürden zuletzt Gregor Traber (LAV Stadtwerke Tübingen) oder Erik Balnuweit (TV Wattenscheid 01). Die Chancen stehen gut, dass sich das auch im zehnten Jahr in Folge nicht ändern wird. Denn auch wenn die beiden Hürdensprinter noch nicht in den Bereich ihrer schnellsten Zeiten sprinten konnten, so sind sie doch über die Männerhürden national zurzeit fast konkurrenzlos. Gregor Traber setzte in 7,66 Sekunden schon ein erstes Achtungszeichen, haderte allerdings anschließend beim ISTAF Indoor damit, dass er seine gute Form dort nicht im Wettkampf zeigen konnte. Der siebenmalige Deutsche Hallenmeister Erik Balnuweit ist bisher bei 7,76 Sekunden angekommen. Dahinter ist das Rennen um Bronze offen. 7,89 Sekunden bringen Yannick Spissinger aus Mannheim und der 20-jährige Tim Eikermann aus Leverkusen mit nach Leipzig.
Titelverteidiger: Gregor Traber (LAV Stadtwerke Tübingen; 7,63 sec)
Jahresbester: Gregor Traber (7,66 sec)
Hochsprung
Mateusz Przybylko zum Sechsten?
Spätestens seit dem Sommer 2018 und seinem Sieg bei den Europameisterschaften gehört Mateusz Przybylko die absolute Favoritenrolle, wenn es um Deutsche Meisterschaften geht. In Leipzig hat der 27-jährige Leverkusener die Chance, zum sechsten Mal in Serie den Hallentitel abzusahnen. Aber: Bislang kam das Sprung-Ass, das in der Halle eine Bestleistung von 2,30 Metern vorzuweisen hat, noch nicht so recht ins Fliegen. Erst einen Wettkampf absolvierte der Athlet von Trainer Hans-Jörg Thomaskamp in diesem Winter und liegt seitdem mit 2,16 Metern auf Platz drei der Hallenbestenliste. Zurückgemeldet nach langer Verletzungspause hat sich dafür der Münchener Tobias Potye. Der ehemalige U20-Europameister, der im vergangenen Jahr nicht einen Wettkampf absolvieren konnte, knüpfte mit 2,20 Metern an alte Stärke an und reist als führender Deutscher nach Leipzig. Verletzungsbedingt nicht am Start sein kann in diesem Winter der Hallen-DM-Zweite des Vorjahres, Falk Wendrich (LAZ Soest), der sich im Vorjahr mit Mateusz Przybylko ein packendes Duell um den Sieg geliefert hatte. So könnte auch ein Hobbysportler auf einem Medaillenrang überraschen: Benno Freitag (SSV Ulm 1846) ist mit 2,18 Metern die Nummer zwei des Jahres.
Titelverteidiger: Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen; 2,26 m)
Jahresbester: Tobias Potye (LG Stadtwerke München, 2,20 m)
Weitsprung
Heinle-Nachfolger gesucht
Gesucht wird ein Nachfolger für Titelverteidiger Fabian Heinle (VfB Stuttgart). Der EM-Zweite verzichtet nach nur einem Weitsprung-Start in diesem Winter auf seine Teilnahme an der Hallen-DM und bereitet sich auf den Sommer vor. Für Titel gut ist immer der Karlsruher Julian Howard, der bereits dreimal Gold unterm Hallendach gewinnen konnte. Der 30-Jährige reist auch als jahresbester Deutscher zu den Titelkämpfen; bei seinem bislang einzigen Start in diesem Winter flog er auf 7,88 Meter. Eine Weite, die auch EM-Teilnehmer Maximilian Entholzner (LAC Passau) zuzutrauen ist. Für den 25-Jährigen wäre der Sprung auf die oberste Stufe des Podests eine Premiere, im vergangenen Jahr hatte er hinter Heinle Silber geholt. Aufsteigende Form zeigt auch Gianni Seeger (TSV Gomaringen). Der 21-Jährige konnte sich in diesem Jahr bereits auf 7,67 Meter verbessern, stellte damit erstmals seit 2016 wieder eine neue Bestweite auf und ist somit ein Mann für die Medaillen.
Titelverteidiger: Fabian Heinle (VfB Stuttgart; 7,78 m)
Jahresbester: Julian Howard (LG Region Karlsruhe, 7,88 m)
Kugelstoßen
David Storl gefordert
David Storl ist auf dem Weg zurück zu alter Stärke. Nachdem der Vorzeige-Kugelstoßer des SC DHfK Leipzig im vergangenen Sommer von einer Rückenverletzung ausgebremst wurde und statt zur WM in Doha zur Reha musste, ist er nun wieder verletzungsfrei. Über 20 Meter flog die Kugel des dreimaligen Europameisters bereits in diesem Winter und damit weiter als bei seinen Konkurrenten. Die 20 Meter hätte auch der Sindelfinger Simon Bayer drauf. Der Drehstoßer, der in Berlin im vergangenen Sommer nach seinem Gewinn der DM-Goldmedaille auch mit einem spontanen Salto im Ring beeindruckte, muss jedoch verletzungsbedingt kurzfristig passen. Umso mehr ist der Kirchheimer Christian Zimmermann wieder für eine Medaille gut, nachdem es im Vorjahr an gleicher Stelle zu Bronze gereicht hat. Als Lokalmatador will Dennis Lewke den Sprung auf das Podest schaffen. Meisterschaftserfahren ist zudem der Hallen-WM-Achte von 2016 Tobias Dahm (VfL Sindelfingen), der zuletzt im Sommer einen Doppelerfolg der Sindelfinger Kugelstoßer bei Deutschen Meisterschaften perfekt gemacht hat.
Titelverteidiger: David Storl (SC DHfK Leipzig; 21,32 m)
Jahresbester: David Storl (SC DHfK Leipzig; 20,03 m)